Tiere essen - oder?


Das Buch Tiere essen von Jonathan Safran Foer geht ja momentan durch die Blogs und auch in den klassischen Medien tauchte es in den letzten Wochen vermehrt auf (und ist anscheinend schon wieder verschwunden). Vorweg: Ein absolut lohnenswertes Buch, das von möglichst vielen Leuten gelesen werden sollte. Vor allem, da Foer nicht dogmatisch das Fleisch essen und die Fleisch essenden verdammt, was ein ignorieren des Buches viel einfacher machen würde.
Es geht nicht primär um die Frage ob wir Tiere essen oder Tiere töten dürfen, sondern ob wir Tiere foltern dürfen. Und stellt man die Frage so, wird dies wohl kaum jemand bejahen. Und warum tun wir es dann trotzdem?

In vielen Rezensionen - egal ob print oder online - wird behauptet, dass eigentlich nichts neues in dem Buch steht. Dem stimme ich aus zwei Gründen nicht zu: Zum einen ist mir kein Buch bekannt, indem derart gut geschrieben und zwingend argumentiert alles zusammen getragen wird. Ist sonst häufig nur ein Einzelaspekt im Vordergrund oder wird laut skandalisiert - und anschliessend genau so schnell wieder vergessenverdrängt - fängt Foer das Thema in fast seiner gesamten Breite und mit gnadenloser Konsequenz auf nicht zu vielen Seiten ein. Das Buch packt mich einfach.
Der zweite und für mich eigenlich wichtigere Aspekt: Foer zeigt immer wieder und sehr deutlich auf, dass die Brutalität und die Exzesse bei der Misshandlung von Tieren nicht etwas Ausnahmen, nicht Einzelfälle sind, die nur von sadistischen Arschlöchern begangen werden. Stattdessen macht er deutlich, das diese Probleme systemimmanent sind, spätestens dann, wenn in großem Maßstab Tiere getötet werden. Wie viele Tiere kann mensch töten und gleichzeitig menschlich bleiben? Eins wahrscheinlich, 10 wohl auch, aber wie sieht es mit 10 pro stunde aus oder 100 pro Stunde? Unter Zeitdruck, mit Lärm, Gestank, schlecht bezahlt?

Ich muß gestehen, das Buch hat mich tiefer getroffen, als ich es erwartet hätte. Zwar bin ich auch deswegen bei Slow Food aktiv, weil ich immer wissen wollte, wo denn meine Lebensmittel herkommen und wie sie produziert werden. Und weil ich die Produzenten, die Tiere gut behandeln unterstützen möchte. Aber bei der Lektüre kommen dann doch Zweifel, ob dies überhaupt so möglich ist, ob eine Umkehr vom Elend der Massentierhaltung und der grausamen Behandlung der Tiere so möglich oder nicht nur eine Utopie ist. Oder vielleicht nur eigene Gewissensberuhigung.

Dazu kommen weiter Fragen, wie gehen wir mit anderen tierischen Produkten um, mit Eiern und Milch und Käse? Und schließlich: Wie wollen wir unsere Katzen ernähren, denn in normalem Katzenfutter steckt vermutlich ein sehr großer Teil Massentierhaltung und Tierquälerei.
Das offensichtliche: Auch Eier/Milch/Käse können problematisch sein

Was bleibt nach der Lekttüre: erst einmal ein Stück Ratlosigkeit, und ein intensives Nachdenken, wie wir damit umgehen. Aktuell nehmen wir uns eine Auszeit vom Fleischkonsum, allerdings in dem Wissen, dass es eher nicht von Dauer sein wird und wir nicht zu Vegetariern werden. Vielleicht ist unsere Lösung zukünftig noch genauer hinzuschauen und noch bewusster zu handeln. Vielleicht auch etwas anderes.